Klaus lebt in Boden. Dort ist er verwurzelt. Boden ist seine Heimat. Die, die Klaus kennen sagen, er könne alles. Egal ob Holz, Elektrik, Steine und Mörtel oder Beton. Klaus hat immer eine Lösung. Und falls mal ein Baum wegmuss oder es sonst irgendwie brennt. Klaus ist stets hilfsbereit und zur Stelle. Er liebt seine kleine Haflinger-Herde und die Berge. So wie sie nun mal sind: Gewaltig und schroff. Will er mal ausspannen, geht er auf Tour, beobachtet Steinböcke oder Adler. Und für prächtige Bilder hat er immer seine Kamera dabei.
Klaus ist Wegewart unserer Sektion. Ehrenamtlich kümmert er sich darum, dass die Pfade in Schuss sind. Irgendwann führen alle zu unserer Hütte. Dieses über 125 Jahre alte Bauwerk gehört für Klaus mit zu den Wegen. Es ist seine Hütte. Jeden Tag sieht er sie von Boden aus im Talschluss des Angerletals auf ihrem Balkon in gut 1.900 Metern Höhe.
Zu Beginn der Winterraum-Saison erreichte die Sektion bald der Hinweis, dass die Stromversorgung im Winterraum nicht funktioniert. Das ist der Startschuss für Klaus. Mal eben rauf zur Hütte und nach dem Rechten sehen. Schnell ist klar: Das ist etwas Größeres. Die Pufferbatterie der Solaranlage ist tiefentladen. Er schlägt eine Notlösung vor, mit der die Zeit bis zur endgültigen Lösung überbrückt werden kann. Zwei LED-Solarlampen bringt er zum Winterraum. Eine kleine Bedienungsanleitung hat er gleich verfasst und ebenfalls deponiert. Die Gäste freuen sich über den Service.


Bilder der Leuchten erscheinen im Internet. Ein Gast erkennt seine Taschenlampe, die er beim letzten Besuch vergessen hat und bittet Klaus, sie zu bergen.
Doch das eigentliche Problem ist noch nicht gelöst. Die Ursache für den Ausfall der Elektrik liegt noch im Dunkeln. Es scheint, dass die Pufferbatterie defekt ist. Aber ist das schon alles? Lange Messreihen und etliche Stunden später ist klar, dass auch der Solarladeregler defekt ist. Die nächsten Schwierigkeiten lassen nicht lange auf sich warten. Wie und wo kann die benötigte Batterie und der Laderegler schnell beschafft werden? Und wie kommt vor allem die schwere Batterie zur Hütte? Internet- und Telefonrecherchen treiben bald ihre Blüten. Kaum scheint eine Lösung greifbar, verflüchtigt sie sich wieder.
Woher jetzt noch Energie nehmen? Schließlich sind bis jetzt mehr als drei Wochen ins Land gezogen. Alle Arbeiten erfolgen ehrenamtlich, also nach dem eigentliche Tagesgeschäft.

Plötzlich erschienen die Heinzelmännchen im Winterraum der Hanauer Hütte. Erinnert ihr euch noch an die Sage über die Kölner Hausgeister? Nachts kamen sie und räumten auf, wuschen die Wäsche, backten Brot und erledigten alle liegen gebliebenen Arbeiten der Kölner. Als Klaus in dieser Phase einer nicht greifbaren Lösung noch einmal zum Winterraum aufsteigt stutzt er. „Hier hat doch tatsächlich jemand mit Herz aufgeräumt und gefegt“, berichtet er. Das sei außergewöhnlich! Ob es tatsächlich die Heinzelmännchen waren, oder das liebenswürdige Ehepaar, das den Winterraum von Herzen gelobt hat, oder wer auch immer ist bis heute nicht geklärt. Klar ist aber, „Ehrenämtler“ helfen einander. Das Langzeitprojekt Reparatur der Energieversorgung im Winterraum erhält neuen Schwung.

Auf einmal geht alles wie von selbst. Die Batterie ist lieferbar, der Solarladeregler ist bereits zum Einbau angekommen und ein Hubschrauber kann den Transport in seinen Flug von A nach B einbauen. Die Bedingung: Die gesamte Aktion dauert nicht länger als sieben Minuten. Es hat geklappt. Knapp. Aber drin ist drin.
„So macht Ehrenamt in der Sektion Spaß“, strahlt Klaus zufrieden. Alle arbeiten ruckfrei zusammen. Jeder hat erkannt, worauf es ankommt. Auch die Lieferanten haben verstanden und ziehen mit. Klaus zwinkert verschmitzt. Die Gäste bedanken sich. Und ich bin froh, dass Klaus Wegewart der Sektion ist. Und bedanke mich auch an dieser Stelle für sein ehrenamtliches Engagement.

Erfolge soll man feiern. Und so zieht es Klaus noch mit Freunden auf die Bodener Rodelbahn. Wo die ist? Na einfach immer die Straße vom Hahntennjoch mit dem Schlitten abfahren.
Bilder: Klaus Friedl