Lappland, unendliche Weiten.
Wir schreiben das Jahr 2017. Dies sind die Abenteuer des DAV, der mit einer rund 17 Mann starken Besatzung 7 Tage unterwegs ist, um fremde Bergregionen zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen. Viele Kilometer von Hanau entfernt dringt der DAV in Regionen vor, die nie ein Hanauer je zuvor gesehen hat.
„Lappland? Was um Himmelswillen machst du denn in Lappland?!“ – war so ungefähr die Frage, die wahrscheinlich jeder von uns mehr als einmal gehört hat. Die Gründe waren ebenso vielfältig wie die Landschaft in Schweden. Dabei klingen 7 Tage Lappland nach sehr viel Zeit, ist es aber weiß Gott nicht!
Das straffe Programm im Gepäck startete die Reise mit dem Flug nach Stockholm. Entlang der Küste konnte man von oben einen ersten Eindruck gewinnen, was uns die nächsten Tage erwarten würde; und wir wurden nicht enttäuscht.
In der Dämmerung stand dann eine erste kleine Erkundung auf dem Plan, die schließlich in „Meatballs for the People“ (der Name ist Programm) endete.
Stockholm wird oft Venedig des Nordens genannt. Das liegt daran, dass hier, ebenso wie in Amsterdam, Wasser eine zentrale Rolle spielt. Die Stadt ist auf 14 Inseln gebaut, welche durch über 50 Brücken miteinander verbunden sind. Auch sonst bietet die historische Stadt einen wunderschönen Stadtkern, samt dem Parlament, der Stadthalle, den Kirchen und den über 70 Museen, von denen manche ein echter Geheimtipp sind. Mit der begrenzten Zeit, die wir hatten, musste man sich also gut überlegen, was man auf jeden Fall machen möchte!
Quasi obligatorisch war natürlich die kleine und persönliche Stadtführung am Sonntagmorgen, die uns einen guten Überblick über die Stadt gegeben hat. Entlang an den reichlich vorhandenen Ufern ging es durch kleine schöne Gassen vorbei an den markanten Gebäuden. Die Fährfahrt zum Übersetzen auf die anderen Hafenseite ist dabei im öffentlichen Nahverkehr enthalten und hat somit kein zusätzliches Geld gekostet.
Am Ende, im Stadtzentrum angekommen, war es an der Zeit sich zu trennen. Neben der Erkundung
der Altstadt, die natürlich zuvor zu kurz gekommen war, standen verschiedene Dinge auf dem Plan. Wenn man schon mal die Gelegenheit bekommt an einem ganz normalen Sonntag shoppen zu gehen, ist es nicht verwerflich, wenn man diese ergreift. In Stockholm haben die Geschäfte nämlich die ganze Woche auf. Die bereits angesprochenen Museen sind mit etwas Zeit auch nur schwer zu umgehen. Empfehlenswert sind sie allemal, da viele von ihnen kostenlos sind. In vielen Reiseführern steht dagegen „Fika as much as possible!“. Das mag ebenso verwirrend wie die Plakate in Amsterdam mit „Huren?“ und einer Telefonnummer sein (keine Angst, es geht darum Wohnungen zu vermieten). Gemeint ist mit Fika die Kaffeepause, die man in einem der vielen kleinen Cafes in der Innenstadt mit dem Nationalgebäck, dem Kanelbullar, verbringen kann. Als letztes stand dann noch einer der schwedischen Nationalsportarten zur Wahl. Sobald im Winter die ersten See dick genug zugefroren sind, pilgern die Menschen mit Schlittschuhen dorthin und drehen ihre Runden. Das ist schon ein Erlebnis, das mit einer normalen Eissporthalle nicht zu vergleichen ist! Am Abend ging es dann mit einem kleinen Einkauf ins Hostel zurück, wo eine selbstgemachte Pizza nach der anderen in den Ofen gewandert ist bis alle gesättigt waren und müde in Vorbereitung auf den nächsten Tag ins Bett gegangen sind. Kaum zu fassen, dass das erst und schon 2 Tage waren!
Am nächsten morgen ging es in aller Frühe wieder zurück zum Flughafen um dort nach Kiruna aufzubrechen und von dort mit dem Zug weiter nach Abisko zu fahren. Zugfahrten in Schweden können ein wahrer Augenschmaus sein, wie einige später auf dem Weg nach Narvik gesehen haben, aber wenn es dunkel ist, nützt auch die schönste Landschaft nichts!
In Absiko waren wir quasi auf dem Zenit der Reise angekommen; am großen Ziel. 3 Tage Zeit ist für so eine Landschaft einfach viel zu wenig. Der Schnee lockt einen mit seinem traumhaften glitzern nach draußen. Stundenlanges Wandern ist dann, obwohl man nur weiß und zwischendurch mal einen grau-schwarzen Birkenstamm sieht, trotzdem nach jeder Kurve und Kuppe wieder aufs neue faszinierend.
Bei unserer gemeinsamen Schneeschuhwanderung am 1. Tag in Abisko ging es in Richtung der Lapporten, dem charakteristischen Gebirgszug, welcher übersetzt „das Tor zu Lappland“ bedeutet. Gefehlt hat bei dem Anblick der erhabenen Bergkette eigentlich nur noch eine aufgehende Sonne zwischen den Gipfeln. Wie das aber im schwedischen Winter nunmal so ist, haben wir aber keine Sonne gesehen. Zum Glück war es die Tage über aber dank dem hellen Schnee gute 7 Stunden am Tag hell. Mehr als genug Zeit, um am Ende abends erschöpft ins Bett zu fallen. Die folgenden beiden Tage standen jedem individuell zur Verfügung.
Neben Schneeschuhwandern konnte man auch Skilanglaufen oder eines der dortigen Angebote buchen. Noch mehr Spaß als laufen macht natürlich entweder die Hundeschlittenfahrt oder, wem das immer noch zu langsam ist, gleich die rasante Fahrt auf dem Schneemobil. Es ist nicht gelogen, wenn man behauptet, dass jeder auf seine Kosten gekommen ist.
Abends war es dann natürlich umso besser, dass direkt neben unseren Zimmern die heiße Sauna auf uns wartete. Das gemeinsame Schwitzen und anschließende Abkühlen im Schnee war nicht nur bei uns der Renner. Besonders viel Spaß hat es gemacht, den Chinesen unsere „German Tradition“ beizubringen! Dank der Videoaufnahmen sind einige von uns jetzt bestimmt Stars auf Youtube-Fernost.
Ordentlich aufgewärmt stand dann natürlich das auf dem Programm, was für viele der Hauptgrund für die Reise war. Die Aurorabeobachtung. Und tatsächlich hatten wir großes Glück und konnten quasi jede Nacht grünes Flimmern am Himmel beobachten. Nicht, dass die Myriade an Sterne nicht schon ausgereicht hätten, um unsere Münder offen stehen zu lassen. Angefangen von langsamen statischen Teppichen, bis hin zu schnellen Bändern haben wir alles geboten bekommen. Weitere Beschreibungen wäre nur ein schwacher Trost für dass, was wir erlebt haben! (Aber wir haben Bilder.)
In der örtlichen Forschungsstation gab es für uns vor der Abreise sogar noch einen kleinen Vortrag des Institutsleiters Keith Larson über den Klimawandel. Wirklich kurzweilig gestaltet wissen wir nun, warum die Arktis so schützenswert ist. Für den dritten und letzten Tag gab es noch die Möglichkeit in den Norden Norwegens nach Narvik zu fahren. Die Fischer- und Hafenstadt konnte im Regen aber leider nur wenig überzeugen, auch wenn es der Abstecher trotzdem wert war.
In Kiruna ging es dann so weiter, wie der Rest der Reise anfing. Die vom Bergbau geprägte Stadt wurde ein wenig erkundet und die einzige Nacht dort zur Polarlichtbeobachtung genutzt.
Unser letzter Abend in Schweden klang dann an chinesisch Neujahr bei einem chinesischen Restaurant aus. Mehr als ein Paar Augen hat uns gezeigt, dass so viele Deutsche an diesem Tag dort eher ungewöhnlich sind.
Für die wunderschönen Tage war nicht nur das gute Gruppenklima, sondern auch die großartige Organisation verantwortlich. Vielen Dank an Jannis Dickmann, für die einmalige Gelegenheit!
Reiseplan
- Anflug nach Stockholm am 21.01. und Stadterkundung am Tag danach.
- Aufbruch am frühen Morgen des 23. nach Kiruna und von dort weiter nach Abisko.
- Dort 2 ½ Tage Aufenthalt und Rückreise nach Kiruna am Nachmittag des 26.
- Kurze Stadterkundung am morgen des 27. und Rückflug nach Stockholm.
- Rückflug in die Heimat am 28.
- Klingt viel, ist es auch!
Wissen: Aurora Borealis (oder auch: Polarlichter)
Die Aurora Borealis (wie man Polarlichter auf der Nordhalbkugel nennt) ist das Leuchten von Stickstoff- und Sauerstoffatomen in der Hochatmosphäre unserer Erde. Diese werden durch von der Sonne losgeschossener geladene Teilchen (meistens Elektronen, aber auch Protonen) angeregt, welche aufgrund des Magnetfelds der Erde am Äquator von der Erde weg und an den Polen auf uns zu gelenkt werden. Klasse, wie solch kleine Dinge etwas so großartiges vollbringen können!
Bericht: Andreas Zipf
Bilder: Sylvia Labes